Der Gegenwart, dem Aktuellen, was im Leben eines Menschen zum jetzigen Zeitpunkt geschieht, wird in der GESTALT-Arbeit besondere Beachtung gewidmet.
Die Aufmerksamkeit auf das Hier-und-Jetzt zu richten, begünstigt die Veränderung. Jede Veränderung geschieht im Jetzt und das Verlassen des Jetzt ist nicht selten eine Flucht aus der therapeutischen
Situation.
Sobald wir mit dem Hier-und-Jetzt in Kontakt kommen, verlieren wir sozusagen die intellektuelle Kontrolle und das aktuelle Erleben rückt in den Vordergrund: das kann eine Empfindung, ein Gefühl, oder ebenfalls auch eine Erinnerung sein.
Selbstverständlich sprechen wir im Alltag auch über vergangene Ereignisse oder über unsere Erwartungen in Bezug auf die Zukunft. In der GESTALT-Arbeit werden jedoch diese Erinnerungen oder
Erwartungen in die Gegenwart geholt, und dann erst werden sie erforscht und überarbeitet. So kann der Klient sich dessen bewusst werden, wie diese Geschichten sein aktuelles Leben beeinflussen.
Beispielsweise beobachten wir, wie eine nicht verarbeitete Trauer über den Tod einen geliebtes Menschen den Alltag eines Klienten beeinträchtigt. Seltsamerweise wird diese Trauer immer wieder “akut”,
wenn er sich beispielsweise wieder verliebt: es ist so, als würden die damaligen Gefühle und Empfindungen wieder aktiviert. Manchmal hindert die Trauer den Menschen daran, sein Leben zu
genießen. Vergangenes überlagert die Gegenwart. So können uns bestimmte Ereignisse, sogar Spielfilme oder Musikstücke, aber auch Plätze und Orte, unabgeschlossene Geschichten aus der Vergangenheit
ins Gedächnis rufen und unsere Befindlichkeit bestimmen.
Genauso können Erwartungen an unsere Zukunft es uns unmöglich machen, im Hier-und-Jetzt zu leben. Es ist hilfreich, sich dessen bewußt zu werden, wie die Angst oder das Bedauern
unsere Gegenwart bestimmen. Ein Bespiel hierfür wären Studenten, die niemals ihr Studium beenden oder auch keine Arbeit finden, aufgrund ihrer Angst davor, Verantwortung für ihr
Leben als Erwachsene zu übernehmen.
"Die Vergangenheit ist nicht mehr, die Zukunft ist noch nicht". (Buddha)